Review: Monster Monpiece (PC) – Rubbel die Cards

Politisch inkorrekter Kartenspaß

© Idea Factory, Screenshot Thomas Freund

Während Besitzer(innen) einer PlayStation Vita nun schon seit rund vier Jahren übersexualisierte Fabelwesen betatschen können, ist es nun endlich auch auf Windows-PCs soweit. Warum sich eine erneute Anschaffung des schlüpfrigen Kartenspiels lohnen könnte, erfährst du im Review zu Monster Monpiece.

Ach, Monster Monpiece. Ich erinnere mich noch sehr gut an die ersten Gameplay-Videos, die irgendwann gegen Ende 2012, Anfang 2013 bei YouTube für hitzigen Gesprächsstoff sorgten. Während sich westliche Medien extrem über das „First Crush ❤ Rub“-Minispiel empörten, stellte der strategische Card-Battler mit halbnackten Fabeltieren im japanischen PlayStation Network derweil Downloadrekorde auf.

Und auch im japanischen Einzelhandel lief es für das schlüpfrige Kartenspiel gut. Sogar ein wenig zu gut. Aufgrund der hohen Nachfrage waren die Retail-Fassungen im Herkunftsland innerhalb kürzester Zeit vergriffen, sodass sich Entwickler Compile Heart öffentlich für die Lieferengpässe bei den sehnsüchtig wartenden Fans entschuldigte.

© Idea Factory, Screenshot Thomas Freund

Genkai Tokkis Debüt

Vier Jahre später geht das Genkai-Tokki-Franchise noch immer steil. Nach Monster Monpiece folgten die PS-Vita-Spiele Moe Chronicle, Moero Crystal sowie Seven Pirates und mit Castle Panzers ist nun auch ein Ableger für die PlayStation 4 in Arbeit – läuft also, oder? Im Westen leider nicht so gut, abgesehen von Moe Chronicle wurde nichts mehr lokalisiert, deshalb ist es erstaunlich, dass Publisher Idea Factory so viel Mühe in eine PC-Portierung des ersten Teils gesteckt hat.

Die größte Änderung zur PS-Vita-Fassung stellt der Wegfall des Mehrspieler-Modus dar – den ich nicht wirklich bedaure. Klar, nach der rund 30 Stunden andauernden Kampagne wäre Multiplayer eine nette Dreingabe gewesen, aber auf Sonys Handheld kam bei mir nie ein gescheites Match zustande. Es kann sein, dass ich das Game damals viel zu spät gezockt habe und es deshalb kaum noch aktive Spieler(innen) gab. Vielleicht wäre es bei Steam anders, aber das werden wir wohl nie herausfinden. Egal.

© Idea Factory, Screenshot Thomas Freund

Endlich unzensiert

Viel, viel wichtiger ist mir die Tatsache, dass die Steam-Fassung inhaltlich dem japanischen Original in nichts nachsteht. Das heißt, sämtliche Karten und visuelle Evolutionsstufen sind enthalten. Die westlichen PS-Vita-Versionen wurden hingegen allesamt lieblos zensiert. Lieblos deshalb, weil die Grafiken nicht etwa abgeändert wurden, nein, wenn eines der Fabelwesen für westliche Augen zu unzüchtig aussah, wurde es einfach komplett weggelassen – und ich muss zugegeben, diese Tatsache störte mich so enorm, dass ich Monster Monpiece erst irgendwann im PSN-Sale für 6 Euro kaufte.

Aber nun zum eigentlichen Spiel: Monster Monpiece ist ein Card-Battler mit Visual-Novel- und Rollenspielelementen. Es verschlägt dich darin in die mythische Welt von Yafanir, in der Menschen und Monstermädchen friedlich Seite an Seite leben. Du schlüpfst in die Rolle der jungen May, die an der Akademie von Kunaguvu erlernt, wie sich Monstermädchen trainieren lassen. Als Mays Freundin Elza eines Tages von einer geheimnisvollen Macht in eine „Verlorene“ verwandelt wird, machst du dich auf um herauszufinden, wer oder was dahintersteckt.

© Idea Factory, Screenshot Thomas Freund

Keine Liebe für Maus und Tastatur

Die Story mag kein Highlight sein, dafür wird sie in wunderschönen Bildern und mit ausgezeichnetem (japanischem) Voice-Acting präsentiert. Zunächst hatte ich Bedenken, dass die handgezeichneten Artworks auf dem großen Bildschirm verpixelt rüberkommen könnten – immerhin kommt das Spiel von einem Handheld – aber offensichtlich wurden sämtliche Bilder für die Steam-Fassung überarbeitet und an größere Auflösungen angepasst. Mir gefällt’s.

Ein wenig misslungen sind die Standardeinstellungen bei der Steuerung. Zwar werden gängige Gamepads problemlos erkannt und unterstützt, aber für Maus und Tastatur musste ich ein paar Befehle eigenhändig festlegen – und dieses Spiel schreit doch nahezu nach Maus und Tastatur, oder? Wenn du kein Gamepad angeschlossen hast, kannst du Monster Monpiece standardmäßig nur mit dem windowsschen Affengriff (Strg + Alt + Entf) verlassen, weil vom Entwickler keine Tasten für beispielsweise „Back“ und „Menü“ festgelegt wurden. Vielleicht liegt diese Unzulänglichkeit auch an der Beta-Version, auf der dieses Review basiert.

© Idea Factory, Screenshot Thomas Freund

Super Mario World lässt grüßen

Im Spiel bewegst du dich von Kapitel zu Kapitel über eine statische Karte mit festen Wegpunkten. Auf den einzelnen Punkten findest du Kartenpakete, Geld, Items und natürlich kampflustige Feinde, die immer eine Beleidigung für dich übrighaben. Ein wenig erinnert mich die Karte an die Levelauswahl von Super Mario World – nur sieht die von Monster Monpiece noch minimalistischer und unspektakulärer aus, aber das stört kein bisschen.

Sämtliche Kämpfe in Monster Monpiece spielen sich auf einem 7×3-Raster ab. Am Anfang jedes Kampfes wird eine Münze geworfen, die entscheidet, welche Seite zuerst eine Karte auf das Spielfeld legen darf – und dann wird es strategisch. Zwar gibt es mehr als 100 Karten, aber Gattungen (Melee, Ranged, Healer und Buffer) und Farben (grün, rot, blau und gelb) gibt es jeweils nur vier – in diesem Fall ist weniger aber mehr, denn so überfordert die Kartenfülle zu keinem Zeitpunkt.

© Idea Factory, Screenshot Thomas Freund

Weniger ist mehr

Melee steckt viel ein und macht ordentlich Schaden. Ranged steckt nur wenig ein und macht auch nur wenig Schaden, aber kann dafür über mehrere Felder schießen. Healer heilt davorliegende Karten, Buffer verstärkt die Angriffe dieser. Wenn du gleichfarbige Karten kombinierst, erhältst du teilweise verheerende Boni, die über Sieg und Niederlage entscheiden können. Das ist das Grundgerüst von Monster Monpiece – und es ist wirklich genial, weil es so einfach verständlich ist.

Normalerweise kannst du mich mit Kartenspielen jagen, weil ich mir einfach die Regeln nicht merken kann oder weil manche Genrevertreter einfach viel zu „deep“ sind. Ich habe zum Beispiel nie verstanden, wie Karawane in Fallout: New Vegas oder Gwent in The Witcher 3: Wild Hunt funktioniert. Wenn ich im „Real Life“ mal etwas mit Karten gezockt habe, dann maximal Uno, Mau-Mau oder Arschloch.

Am Ende jeder Runde winken Funds, damit lassen sich Items und Kartenpakete kaufen und Rub P, das für das berühmt-berüchtigte Minispiel „First Crush ❤ Rub“ benötigt wird. Beim derben Minispiel musst du mit der Maus erogene Zonen eines Monstermädchens finden und diese durch verschiedene Maus- oder Controllerbewegungen reizen.

© Idea Factory, Screenshot Thomas Freund

Extreme Liebe

Wenn du innerhalb kürzester Zeit sämtliche „Lustpunkte“ berührst, startet der „Extreme Love“-Modus, bei dem du schnell von oben nach unten über die komplette Karte rubbeln musst, wodurch die „Tension“-Anzeige entsprechend schneller steigt. Schaffst du es, ein Monstermädchen entsprechend zu „befriedigen“ – mir ist es jedenfalls immer geglückt – entledigt sich dieses eines Teils seiner Kleidung und die Kartenwerte verändern sich.

Natürlich ist dieses Minispiel alles andere als „politisch korrekt“ und deshalb auch extrem umstritten, aber ich finde es so bescheuert, dass es auf eine gewisse Art und Weise schon wieder genial ist. Es ist schließlich nur ein Spiel. Wenn ich in einem Ego-Shooter einem Gegner mittels Schrotflinte die Rübe vom Kopf hole und dabei Spaß habe, wird das allerdings eher akzeptiert, als wenn ich weibliche Versionen von Fabelwesen im Bikini angrabsche – und das verstehe ich nicht. Killerspiele machen keine Killer, das belegen Studien, wieso sollten dann Spiele wie Monster Monpiece Sexisten machen? Wieso ist es okay, den Ersten Weltkrieg in Battlefield 1 nachzustellen, aber nicht okay, Anime-Mädels in Swimsuits darzustellen? Fragen über Fragen, die du mir vielleicht im Kommentarbereich beantworten kannst.

© Idea Factory, Screenshot Thomas Freund

Fazit

Ich liebe Monster Monpiece. Monster Monpiece ist der Grund, warum ich damals unbedingt eine PlayStation Vita haben wollte. Wenn du über den „First Crush ❤ Rub“-Modus lachen kannst, dir Magic: The Gathering zu umfangreich ist und du auch mal in Ruhe beim Zocken ein Bier trinken willst, lege ich dir das schlüpfrige Kartenspiel wärmstens ans Herz. Zwar mag die Rubbelei auf der Vita etwas mehr Laune machen, dafür bekommst du bei der Steam-Fassung sämtliche Sauereien der japanischen Vorlage.

Monster Monpiece (限界凸騎 モンスターモンピース / Genkai Tokki Monsutā Monpīsu)

Wertung: 9/10
Publisher: Idea Factory International
Entwickler: Compile Heart, Idea Factory
Plattform: Windows-PC, PlayStation Vita
Preis: 19,99 Euro (Steam), 29,99 Euro (PS Vita)

Für den Test wurde ein kostenloser Review-Key von Publisher Idea Factory zur Verfügung gestellt. Alle Screenshots wurden selbst angefertigt.

Thomas
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