
Deemo gilt als Geheimtipp in der Musikspielszene. Nun bin ich allerdings weder ein Szenegänger, noch ein Musikexperte. Daher war ich etwas skeptisch, als das Angebot für den Test kam.
Diese Skepsis bezog sich keinesfalls auf Deemo selbst – im Gegenteil. Ich kannte den Ruf des Spieles, und war überzeugt einen erzählerischen wie atmosphärischen Leckerbissen zu erhalten. Vielmehr zweifelte ich an mir und meinen Fähigkeiten. Ich bin mit Rhythmusspielen einfach nicht kompatibel.

Dabei heißt es, dass Rhythm Games sowohl eine enge Verwandschaft zu den Shmups, als auch zu Rennspielen aufweisen. Bei allen drei wird das präzise Abarbeiten eines gegebenen Kurses verlangt. Präzises Timing, das Wissen um Druckpunkt und Reaktionszeit der Tasten, und vor allem krasses Auswendiglernen.
Martin am Abgrund
Aber: Ich kann Rhythmusspiele einfach nicht spielen. Die Tastensymbole fliegen so schnell vorbei, mir fehlen Timing und Reaktion, irgendwann bin ich vollkommen raus und drücke nur noch irgendwas. Mein Rating sinkt und ich gebe orgendwann ganz auf und warte nur noch dass der Track endlich ein Ende findet.
So war es bei allen Rhythmusspielen, die ich bisher ausprobiert habe. Ich habe sogar in die teure Rockband-Gitarre und die noch teureren DJ Hero-Turntables investiert, in der Hoffnung dass es mal besser wird – wurde es aber nicht. Ich hatte und habe bei Rhythm-Games stets zwei linke Hände, und Spaß war ein Fremdwort.
So ging es mir auch, als ich Deemo Reborn im Flatscreen-Modus startete. Die Symbole flogen mir geradezu um die Ohren, an konzentriertes Spielen oder gar Punkten war nicht zu denken. Aaaaber: Es gibt ja noch den VR-Modus!

Virtuell Klavier spielen
Ich quetschte mich unter das weiße Teil mit den blauen Leuchten, und plötzlich stimmte alles! In VR spielst du Deemo sehr ähnlich wie Beat Saber. Vor dir befindet sich ein virtuelles Klavier, und die Noten rauschen von oben auf dich zu. Mit den beiden Move-Eiskugeln kannst du nun in die Tasten hauen. Wie bei Beat Saber kannst du nun durch die 3D-Darstellung sehr präzise abschätzen, wie sich eine Note bewegt, wann sie wo sein wird, wie du sie treffen kannst.

Dabei ist das Playfield deutlich kleiner und es werden keine krassen Verrenkungen gefordert. Da das Stakkato der Noten ähnlich schnell ist wie im Flat-Modus, kommst du trotzdem solide in’s Schwitzen. Schade ist allerdings, dass sich die Spielstile nicht mischen lassen. In VR mit Controller zocken – geht nicht! Ebensowenig wie am Flatscreen die Eiskugeln schwingen.

Ein Mädchen, dass vom Himmel fiel
Beide Darstellungsformen haben jedoch die wunderschöne Präsentation gemein. In traumhaften Bildern folgst du dem Mädchen ohne Erinnerung tief in eine geheimnisvolle Wurzelwelt unter der Erde. Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit schließt sie selsame Freundschaft mit dem schattenhaften Klavierspieler Deemo.
Mit jeder gemeisterten Melodie, mit jeder zurückeroberten Erinnerung, mit jedem der eingestreuten Logik-Puzzles erschließen sich neue Räume und Winkel in diesem Pan-Labyrith. Aus dem Klavier in der Mitte des Hauptraumes wächst ein Baum, welcher zur Falltür an der Decke und damit in die Freiheit führt.

Tiefer und tiefer in den Kaninchenbau
Zu traumschöner Klaviermusik puzzelst du dich durch die Vergangenheit des Mädchens, und offenbarst ihr tragisches Schicksal. Sie und der geheimnisvolle Klavierspieler sind tatsächlich enger verbunden als du denkst. Und ist das alles etwa nur ein Traum?
Bei Touring Karts, unserem letzten VR-Review, entschied ich mich für eine Doppelwertung, da sich das Spielerlebnis unter der Brille deutlich änderte. Hier ist es nun so, dass ich aufgrund meiner kolossalen, fingerverknotenden Unfähigkeit den Flat-Modus schlicht nicht bewerten kann. Deshalb gebe ich heute ausschließlich eine VR-Wertung ab. Solltest du jedoch auch nur eine leichte Affinität zu Rhythmus-Games haben, dann brauchst du Deemo – Reborn! Und denk dran: „Bevor du dich zum Gehen wendest, vergiss nicht, ein letztes Mal Lebwohl zu sagen.“
Deemo – Reborn
Wertung: 8,5/10 (VR-Wertung)
Publisher: Sony Music Entertainment Japan
Entwickler: Rayark Inc.
Plattform: PS4
Preis: 39,99 € (PS4 Download)
Für den Test wurde ein kostenloser Review-Key vom Publisher Sony Music Entertainment Japan zur Verfügung gestellt. Alle Screenshots wurden selbst angefertigt.
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