
Gamevention, was ist das jetzt wieder? Eine völlig neue Convention, die vom 22. bis 24. November in Hamburg stattfand. Ich dachte schreib mal, vielleicht lassen sie dich teilnehmen. Und tatsächlich durfte Boobsie die Premiere begleiten.
Freitag war Pressetag. Ich durfte nicht nur Hans Ippisch und „Der Gerät“ kennenlernen, sondern auch den Reden einiger Politiker lauschen, darunter die zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank die selbst ganz gerne Wii und Switch zockt. Die hohen Häupter waren sich einig: In der Games-Branche lässt sich säckeweise Geld verdienen, und dieses Geld wollen wir haben.

Hintergrund dürfte wohl der Weggang der Manga-Convention MaGnology sein, die nach arg stiefmütterlicher Behandlung durch die Bürgerschaft nun in Erfurt sitzt und richtig Kohle abwirft. Es war deutlich zu merken, dass die Politik sich eine solche Gelegenheit nicht noch einmal durch die Lappen gehen lassen wollte. Demnach waren wohl einige Vorteile für den Veranstalter drin, die direkt an die Aussteller weitergegeben werden konnten, beispielsweise kostenlose Standfläche.

Klingt nach ziemlich viel Kommerz, oder? So dachte ich auch anfangs, gerade mit den frischen Erinnerungen an die gerade einmal eine Woche vergangene PLAY 19 im Hinterkopf. Doch am Ende des Tages war die Gamevention vor allem ein Gewinn für die Besucher. Einerseits wurde sich um eine sehr homogene Mischung an Themen und Ausstellern bemüht. Andererseits war recht schnell zu merken, dass Messebesucher hier nicht nur laut und aggressiv angebrüllt wurden um irgendwas zu verkaufen. Vielmeht schien sich die Gamevention sehr darum zu bemühen, mir sehr praxisnahe Tipps für mein tägliches Leben als Gamer, Streamer oder Cosplayer an die Hand zu geben.

Service von und für Gamer
So betrieb die Cyber Law Clinic einen Stand, eine kostenlose Rechtsberatung für Onlinerecht. Die CLC ist eine Initiative der Uni Hamburg. Studenten der Rechte bieten ihre Tätigkeit kostenlos an und sammeln so Praxiserfahrung für ihren späteren Berufsalltag als Anwalt. „Das’n Win-Win“ erklärte mir einer der Studenten fröhlich – jupp, du wirst mal Anwalt.
Die Techniker-Krankenkasse betrieb ein riesiges Smartphone, dass meine Haltung vermessen und mir Tipps für richtiges Gehen und Stehen geben konnte. Bin ich großzügig dran vorbeigegangen, ich weiß selber dass meine Haltung scheiße ist.
Der Streamer Dennis Frühauf hielt einen Workshop zum Thema Streaming. Was brauche ich, wie sieht die Praxis aus, wie fange ich an? Sehr praxisnah und humorvoll gehalten, zog er sich hier die Konkurrenz von morgen heran. Toll bei den Workshops: Um dem Lärm der Halle zu entgehen wurden Funkkopfhörer an die Teilnehmer verteilt.

Mentor.gg ist eine Firma, die Spielverhalten und Teamstärke von Counterstrike-Spielern analysiert und bewertet. Das Team kann nach jedem Match auf einer 2D-Karte sehen, wer wo wie lange gestanden hat, wie sich Schüsse und Granaten ausgewirkt haben, wie die Sichtlinien waren. Stand heute ist die Software allerdings nur für CS:GO verfügbar. Menno! Ich will sowas für Street Fighter und Dodonpachi.
Liebe Cosplayer, ich habe euch nicht vergessen. Ich fand euch sogar so toll, dass ihr mir einen eigenen Bericht wert seid. Die Indiegames bekommen auch einen. Nur so viel: Dass auf der Gamevention ein Selbstverteidigungskurs für Cosplayer abgehalten wurde fand ich ganz stark!

Und was gab’s zu zocken?
Eigentlich fast alles, nur halt immer nur ein Bisschen. Unsere Freunde vom Retrospieleclub hatten etwa 15 Meter Retro-Konsolen aufgebaut. Mit Super Mario World und Kart, Sonic und Tetris gab es viel bekanntes, aber in einer unbewachten Ecke schlummerte eine TG16 mir R-Type 1. Mit einem Leben schaffte ich es bis zu Level 4, wo das große Raumschiff mich zerlegte.

VR gab es auch. Die VR-Nerds hatten eine Tower Tag-Station aufgebaut, ein Ego-Deathmatch mit Plastikpistole. Ich durfte auch eine Runde drehen, und war begeistert von der Präzision der virtuellen Knarre. Ich zerlegte meinen armen Gegner 5:0, einfach weil ich schon aus der Entfernung präzise treffen konnte.

Besonders interessant fand ich den Stand von eSports with Friends. Wenn du jetzt an Fortnite-Turniere denkst, ganz kalt! Die Jungs spielen jeden Donnerstag Tetris gegeneinander in einer Hamburger Kneipe. Lokal, mit reichlich Community und auf hohem Niveau. Ich habe mir fest vorgenommen vorbei zu schauen und mir die Sache mal näher anzuschauen. Das wird sicherlich die nächste Folge von Boobsie unterwegs. Vielleicht bringe ich meine Aqua Rush-Platine mit.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Künstlerstände und etwas Systemgastronomie. Auf diversen Bühnen fanden Wettbewerbe und eSport-Duelle statt, und einige Streamer starteten in ihren Glaskästen einen Charity Stream. Etwas befremdlich fand ich nur eine Casino-Ecke mit Roulette und Blackjack. Die war zwar ausgewiesenermaßen ab 18, trotzdem habe ich mich gefragt ob das angesichts Jan Böhmermanns Beef mit Coin Master unbedingt sein muss.

Bis auf diese Kleinigkeiten empfand ich die Gamevention durchweg gelungen. Das Konzept „Service für Gamer“ wurde konsequent und sehr liebevoll durchgezogen, und ich merkte deutlich den Fokus auf die Community. Liebes Gamevention-Team: Bitte bleibt wie ihr seid, bitte werdet größer, und bitte bleibt in Hamburg! Dann dürfen die Pfeffersäcke auch gerne etwas Geld mit euch verdienen. Finnland, Dänemark, Nordeuropa und die baltischen Staaten haben eine kolossale Indie-Szene, und deren Entwickler fahren ungern den weiten Weg nach Köln. Hamburg könnte das neue Gaming-Tor im Norden werden. Nutzt also euren guten Start, und gebt im nächsten Jahr wieder richtig Gas! Die Gamevention 2020 ist bereits angekündigt. Sie soll vom 19. bis 21. Juni 2020 stattfinden. Ich freue mich schon sehr und hoffe dass ich wieder dabei sein darf.
- Review: Gynoug - 16. November 2021
- Review: Gleylancer - 19. Oktober 2021
- Review: Demon’s Souls – In Schönheit sterben - 29. Juli 2021